• flyer2020 web.pdfFlyer "Earthquakes in London"

Zum ersten Mal in der Geschichte des Gymnasium Oberwil haben wir ein Theaterstück in englischer Sprache inszeniert. Wir wurden oft nach den Gründen für unsere Wahl gefragt. Als Schule, die einerseits fünf Sprachen in ihrem Lehrplan hat und andererseits imersiven Unterricht in englischer Sprache anbietet, sind wir der Meinung, dass alle fünf Sprachen einen Anspruch darauf haben sollten, einen Platz ausserhalb des Klassenzimmers zu erhalten. Und was gibt es für einen besseren Raum als eine Bühne? Schliesslich ist «die ganze Welt eine Bühne und alle Männer und Frauen nur Spieler», egal in welcher Sprache.
 

In «Earthquakes in London», einem weitläufigen, fünfaktigen Epos, untersucht Theaterautor Mike Bartlett, wie das Leben unter der Bedrohung durch den Klimawandel und durch die bevorstehende Katastrophe gelebt wird.
Im Mittelpunkt des Stücks steht das Schicksal dreier Schwestern. Als sich ihr Vater Robert in den sechziger Jahren von einer grossen Fluggesellschaft bestechen lässt, um die katastrophale Ökobilanz des zunehmenden Flugverkehrs in offiziellen Dokumenten zu vertuschen, denkt er nur an das unmittelbare Wohlbefinden von Frau und Töchtern. Roberts darauffolgende Karriere ist steil und er wird zu einer Koryphäe der Umweltwissenschaft.
Kurz nach dem Tod seiner Frau gesteht Robert seiner älteren Tochter Sarah seinen tiefgründigen Menschenhass und seine Unfähigkeit, irgend jemanden ausser seiner verstorbenen Ehefrau, lieben zu können. Geplagt von seiner pessimistischen Weltanschauung und von Schuldgefühlen für sein früheres Verhalten, bittet er Sarah, niemals Kinder zu gebären. Auf diese Weise verabschiedet er sich kurzerhand von seinen drei Töchtern und zieht sich nach Schottland zurück.
Die Zeit vergeht. Roberts Töchter gehen ihre eigenen Wege: Die älteste Tochter, Sarah, ist Umweltministerin in einer Koalitionsregierung, die sich bemüht, den Flughafenausbau zu stoppen. Die 19-jährige Jasmine trägt zerrissene Strumpfhosen und ist eine hedonistische Rebellin. Schwanger, verzweifelt und unsicher, ob es ethisch vertretbar ist, ein Kind in eine solch gefährliche Welt zu bringen, hat Freya eine bewegende imaginäre Begegnung mit ihrer zukünftigen jugendlichen Tochter.
Alle drei sehnen sich unausgesprochen nach ihrem Vater, obwohl sie ihm sein plötzliches Verschwinden nie verziehen haben. Sie möchten verstehen, wieso er sie nie geliebt hat. Sie möchten verstehen, wer ihr Vater wirklich ist. Sie hassen ihn für seine Abwesenheit in ihren Leben. Sie tragen seinen bekannten Namen, aber wollen nichts mit ihm zu tun haben... Und trotzdem widerspiegelt jede einzelne Tochter einen Aspekt von Roberts Leben: Sarah kämpft gegen Korruptionsversuche durch die mächtige Fluglobby, Freya ist geplagt von ethischen Fragen rund um ihre Schwangerschaft und Jasmine rebelliert gegen die Konformität. Jede schreit unbewusst, um Roberts Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber Robert hört nicht. Der Unkenrufer ist weit weg, alt und verbittert.